Bundesverband Mittelständischer Werte-Logistiker e.V.

Kurz nachgefragt: HDE zu geplanten Gebühren an Geldausgabeautomaten

Berlin, 22. April 2017 – Der Bundesverband Mittelständischer Werte-Logistiker BMWL verfolgt die Absicht von einigen Banken, ihre Kunden mit Gebühren bei der Nutzung von Geldausgabeautomaten (GAA) zu belasten, mit großem Interesse. Wie sehen diese Entwicklung andere Akteure des deutschen Bargeldkreislaufs. Der BMWL Vorsitzende Bernd Herkströter fragte kurz bei Ulrich Binnebößel vom Handelsverband Deutschland (HDE) nach.

Ulrich Binnebößel: „Für den Handel besteht die Chance, dem Kunden neue Services zu bieten, dazu gehört die Barauszahlung am Point of Sale.“

Was bedeutet die Einführung flächendeckender GAA-Gebühren aus Sicht des Einzelhandels?

Bislang wurde die Versorgung der Bürger mit Bargeld als Aufgabe der kontoführenden Banken betrachtet, sie nahmen eine wesentliche Rolle als Akteur eines effizienten Bargeldkreislaufes wahr. Die Tendenzen zu GAA-Gebühren deuten jedoch darauf hin, dass die Banken ihre Rolle neu definieren und Bargeld nur noch  als kalkulatorischen Kostenfaktor betrachten, den es zu vermeiden gilt. Der funktionierende Bargeldkreislauf gerät damit in Gefahr. Der Bezug von Bargeld würde für Verbraucher aufwändiger, sie könnten zunehmend auf unbare Zahlung wechseln. In der Folge muss die Bundesbank über eine Neuorganisation des Bargeldkreislaufes ohne Banken nachdenken und den Handel in seiner Rolle stärken, z.B. indem die Bargeldauszahlung am POS vereinfacht wird.

Ist zu befürchten, dass sich das Geldausgabevolumen/die Geldabhebungen am Point of Sale (POS) erhöhen und ggf. dort ebenfalls Gebühren entstehen?

Für den Handel besteht die Chance, dem Kunden neue Services zu bieten, dazu gehört die Barauszahlung am POS. Händler mit ausreichendem Bargeldvolumen nehmen diese Herausforderung gerne an. Je schwieriger es für Verbraucher wird, Bargeld bei der eigenen Bank zu bekommen, umso mehr wird dieser Service beim Handel voraussichtlich  in Anspruch genommen. Das kann aber nur solange gut gehen, wie der Handel die Nachfrage aus eigenen Bargeld-Umsätzen decken kann. Vor einem Bezug von Banknoten zur Deckung der Nachfrage würden Händler aufgrund der entstehenden Kosten voraussichtlich absehen. Nur mit einer Unterstützung des Handels in dieser neuen Rolle kann eine Bargeldauszahlung in größerem Umfang realisiert werden.

Welche Rolle übernehmen lokal und regional agierende Geld- und Wertdienstleister in diesem Zusammenhang aus Sicht des HDE?

Es gibt verschiedene Szenarien, die eintreffen können. Sollte durch die Bankenstrategien der Umstieg der Verbraucher auf unbare Zahlungsmittel stark zunehmen, wird der Bargeldkreislauf an Bedeutung verlieren, dementsprechend auch die Auftragslage der Dienstleister sinken. Andererseits kann es gelingen, dass andere Akteure die Ausgabe von Bargeld übernehmen und hierin effektiv unterstützt werden, so wie es heute ansatzweise im Lebensmitteleinzelhandel und bei einigen Tankstellen zu sehen ist. In diesem Fall wird abzuwarten sein, wie ein entsprechender Spitzenausgleich der Akteure organisiert wird. Mit heutigem Stand ist allerdings kein Szenario unumkehrbar. Die GAA-Netz betreibenden Banken könnten sich auf ihr Differenzierungsmerkmal besinnen und zu dem Schluss kommen, das Asset weiterhin zu pflegen.

Ansprechpartner:

Bernd Herkströter (Vorstandsvorsitzender)

BMWL Bundesverband Mittelständischer Werte-Logistiker e.V.
TGS Ostendstraße 25
12459 Berlin

Telefon: (030) 53 21 77 47

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